Gerade erst hat es begonnen, das neue Jahr, da ist der Januar auch schon fast wieder vorbei. In den Bäckereien hängen schon länger bunte Luftschlangen, Berliner (oder Krapfen oder Pfannkuchen, je nach Region) gibt es in allen Variationen zu kaufen. Liegen Weihnachten und Neujahr doch gerade erst hinter uns, die Schlemmzeit schlechthin, darf man sich doch auch wohl noch diesen Leckereien hingeben. Und dann, ab Aschermittwoch, wird hart gefastet. Süßigkeiten und Kalorienreiches, versteht sich. Damit im Sommer auch wieder ohne Schamgefühl das Freibad betreten werden kann.
Ich glaube, dass es so aber gar nicht gedacht war. Harte Selbstdisziplin einfach um der Disziplin wegen kann ich in meiner Bibel so allerdings nicht finden. Jesus hat immer ein barmherziges Auge für Menschen gehabt, vor allem für jene, die große Probleme hatten und haben. Wenn jemand sich über die Feiertage und die Karnevalszeit nicht im Griff hat, liegt das Problem wohl tiefer - und das Fastenmüssen ist eine sich selbst auferlegte Last, die derjenige dann meist ganz schnell wieder ablegt, und weitermacht wie bisher. Unglücklich und jetzt auch noch enttäuscht über sich selbst.
Vielleicht hast du ja gar kein Problem mit dem Essen - schätze dich glücklich und danke deinen Eltern! Aber es gibt möglicherweise andere Dinge, an denen dein Herz hängt. Die du nicht lassen kannst, auch wenn es gut für dich oder andere wäre. Das können aber auch Verhaltensweisen sein, die an sich betrachtet, gar nicht schlecht sind, aber einen zu großen Stellenwert in deinem Leben eingenommen haben. Könntest du es einfach sein lassen, vierzig Tage lang?
Ich selbst habe die Fastenzeit als etwas sehr heilsames erfahren. Letztes Jahr habe ich Gott gebeten, mir zu zeigen, woran mein Herz hängt, welchen Dingen ich zu viel Zeit und Interesse einräume. Weswegen meine Beziehung zu Ihm leidet. Die Antwort darauf kannte ich tief im Herzen eigentlich schon. Pinterest.
Die Online-Pinnwand war mein Zeitfresser schlechthin geworden, vor allem, seit ich die App auf Tablet und Handy hatte. Das permanente Mich-mit-den-tollen-Ideen-und-Produkten-anderer-Beschäftigen ließ zusätzlich mein Selbstbewusstsein derart in den Keller sinken, dass ich mir nichts mehr zutraute und alles, was ich machte, für schlecht befand. Oder zumindest für nicht gut genug. Damit schätzte ich aber nicht wert, was Gott mir an Talenten gegeben hatte (und jeder (!!!) Mensch hat von Gott kostbare Talente empfangen), und damit auch nicht, was er für mich getan hatte, als er mich voller Liebe schuf.
Also fasste ich mit Gott gemeinsam den Entschluss, vierzig Tage auf diese Seite zu verzichten. Ohne Ausnahme. Und aus irgendeinem Grund fiel es mir sogar leicht. Weil mein Herz sich danach gesehnt hatte, wieder frei zu werden. Ich verbrachte viel Zeit im Gebet und machte selbst schöne Dinge. Nach den vierzig Tagen wusste ich, ich war wieder frei. Bis heute hält das an, auch wenn ich Pinterest nun wieder nutze. Jetzt nutze ich es allerdings nur noch als Inspirationsquelle für konkrete Projekte, statt stundenlang zu schauen, was es denn alles Schönes gibt. Surfen tabu quasi. Und jedes Mal, wenn ich merke, dass es wieder zu viel wird, setze ich mich ein paar Tage auf "Diät".
In diesem Jahr wusste ich, dass ich wieder fasten möchte, aber nicht so ganz, was. Mit dem Essen ein wenig zurückzuschrauben wäre toll, aber da weiß ich, dass die Probleme tiefer liegen und nicht mit vierzig Tagen Fasten "gegessen" sind. Dass das ein längerer und beständiger Prozess ist, den ich mit Gott angehen will. Mit guter bibelbasierter Literatur, seinem Wort, Gebet, und Hilfe von anderen.
Mein Mann und ich haben uns in der letzten Zeit regelmäßig gestritten, vielleicht aus Erschöpfung wegen der täglichen Anstrengung mit Arbeit und kleinen Kindern. Meist am anstrengendsten Punkt des Tages, kurz vorm Abendessen, wenn die Kinder sehr quengelig waren und er von der Arbeit heim kam. Belanglosigkeiten wurden zu Grundsatzdiskussionen
Ich war häufig die treibende Kraft im Streit.
Auch wenn wir uns am Ende immer wieder versöhnt haben, blieb ein bedrückendes Gefühl zurück. Aber das allerschlimmste war, dass ich ihn vor den Kindern beschimpft habe, mit Worten, die ich hier nicht wiederhole. Die Große kann kaum sprechen, geschweige denn diese Worte, aber sie hat gesehen, wie respektlos ich mit ihrem Vater umgegangen bin, wie kränkend. Sie stand daneben, wurde mal selbst laut, mal weinte sie. Mir tat das alles so leid, aber ich konnte nicht aufhören, ich war doch so verletzt von seinem uninteressierten Verhalten!
Das mein Verhalten für keinen gut war, musste mir keiner sagen. Jedes Mal war ich mir am Ende so sicher, dass das nicht wieder passieren sollte. Ich dachte an die Verse, dass der Heilige Geist in uns Sanftmut und Liebe, Freundlichkeit und all diese positiven Eigenschaften in uns wachsen lassen würde. In mir konnte ich davon aber wenig erkennen, jeder neue Tag brachte wieder einen neuen Streit mit sich, in dem ich Kanonen auf meinen Mann abfeuerte.
Immer wieder war mein Gebet "Herr, bitte vergib mir und uns den Streit, und hilf uns, dass es nicht wieder vorkommt." Doch es kam vor, wieder und wieder. Heute früh, als ich endlich wieder meine Bibel in die Hand nahm, zeigte Gott mir dann, wie grundlegend verletzend die Art und Weise war, wie ich mit meinem Mann umging. Dass mein Verhalten Gott überhaupt nicht gefällt und Ihn nicht ehrt.
Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!«, wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich
aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem
Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein. Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so
laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich
mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe!
- Matthäus 5, 21-24 -
Narr ist in der Anmekung der Übersetzung (Schlachter 2000) ein "starker Ausdruck der Verachtung für einen hoffnungslos gottlosen, bösartigen Menschen". Das, was ich zu meinem Mann sagte, kam da mindestens nah dran! Und mit einem Mal schämte ich mich so richtig dafür, tief in meinem Herzen. Mein Mann ist ist der beste, treueste und fürsorglichste Ehemann, den ich mir vorstellen kann, belehrbar, ein guter Vater und defintiv ein Mann Gottes. Und ich liebe ihn und will ihm das zeigen, ihn glücklich machen, eine gute Ehefrau (und Mutter und Vorbild) sein. Und Gott gefallen. Es musste unbedingt aufhören. Ich musste damit aufhören.
Dass ich mich selbst nicht ändern kann, weiß ich. Ich brauche dabei Gottes Hilfe. Mit ihm will ich all diese unehrbaren Wörter aus meinem Wortschatz streichen. Schimpfwörter, Erniedrigungen und Beleidigungen fasten. Mindestens vierzig Tage lang und danach hoffentlich endgültig. Das ist zumindest mein Bestreben. Um es mit Paulus' Worten zu sagen: Das sei ferne (von mir)!
Wenn du selbst fasten möchtest, kann ich dir nur ans Herz legen, tu es mit Gott. Sei ehrlich und lege ihm dein Herz offen hin, lass ihn dir zeigen, was dir nicht gut tut, was dich von ihm trennt, und dann geh es mit ihm an. Er wird dir die Kraft geben, das zu tun, was du nicht kannst, dich verändern. Und dich endlich befreien.
Liebe Janine,
AntwortenLöschenwas für ein guter Artikel! Das ist sehr inspirierend! Und ich finde es total gut, wie das formuliert hast: Dass uns Fasten befreien kann. Ich selbst hatte mal ein total spannendes Erlebnis. Letztes Jahr hatte ich zum ersten Mal ein Smartphone und damit Zugriff auf viele, dumme kleine Spiele, die die Zeit im Bus und beim Warten vertreiben. Irgendwann bemerkte ich, dass ich diese Spiele aber nicht nur während des Busfahrens oder Wartens spielte, sondern ... irgendwie immer!! Und dass es mich total belastete und von wichtigeren Dingen (Gespräche, guten Büchern, Zeit mit Gott) fernhielt. Also habe ich letztes Jahr radikal genau das gefastet - und als es Zeit war, das Fasten zu brechen, ging besagtes Smartphone sogar noch kaputt. Das Nachfolgemodell ist zu alt und zu langsam für solche Spiele ;)! So bin ich seitdem nie wieder in "Versuchung" geraten. Total interessant, wie Gott einen da führt!!
Ich finde den Artikel auch sehr inspirierend!
AntwortenLöschenUnd so werde ich nun an den nächsten 40 Tagen versuchen, mich weniger durch das Surfen zu all den unzähligen Themen, die mich interessieren, ablenken zu lassen.
Dadurch müsste sehr viel mehr Zeit für Gott bleiben...für die Arbeit und die Menschen um mich herum! Ich bin sehr gespannt, was das in meinem Leben verändern wird.
Vielen Dank für die Motivation zu diesem Schritt! :)
Liebe Judith,
LöschenEs freut mich sehr, dass dich mein Beitrag so angesprochen und motiviert hat! :-) Ich wünsche dir, dass du von Gott getragen wirst in dieser Zeit, dass er dein Vorhaben segnet und du ihn ganz neu und tiefer kennenlernen darfst.
Liebe Grüße