Januar 2016. Mein Bauch wächst. So langsam macht die frohe
Kunde, dass wir Eltern werden die Runde. Da schießt es einigen in den Kopf: Aber wollte ihr Mann dieses Jahr nicht wieder
ins Studium einsteigen? Ganz genau, das wollte er und will er noch immer.
Wir wollen es. War die Schwangerschaft
denn dann geplant? Und auch hierauf ein klares Ja von uns beiden. Ja, wir
wollen ein Kind und das gern parallel zum Studium.
An diesem Punkt ist das Gespräch meist beendet. Die
Gedankengänge des Gegenübers aber zu erahnen: Wie wollen die sich das leisten? Kinder kosten Geld. Ob die sich das
gut überlegt haben?
Ganz im Gegensatz zur Mehrheit der Deutschen, die laut
Umfrage von vor ein paar Jahren Kinderkriegen viel zu teuer findet, war für uns
unsre finanzielle Situation nie ein Kriterium für oder gegen das Kinderkriegen.
Familie hat einen hohen Stellenwert sowohl für meinen Mann als auch mich.
Karriere und gutes Geld verdienen reihen sich erst irgendwo danach ein. Außerdem
haben wir beide in unseren Herkunftsfamilien erlebt, dass es auch mit Weniger
gut geht. So entstand kurz nach unserer Hochzeit 2015 der Wunsch (nach einer bewussten
ehelichen Phase nur in Zweisamkeit) mit
dem Kinderkriegen doch am besten genau dann loszulegen, wenn mein Mann zurück
ins Studium geht für seinen Masterabschluss. Denn auch wenn ein Student in der
Regel weniger Geld hat als ein Verdiener, was hat er meistens mehr? - Zeit!
Beziehungsweise die Möglichkeit seine Zeit flexibel und individuell
einzuteilen. Und das ist uns für die Anfangsphase des Familiendaseins mehr wert
als Geld. Da waren wir uns einig. Und so ward der Plan geboren!
Ganz ohne Geld geht es natürlich nicht. Das ist uns bewusst,
aber viel Geld muss es nun auch nicht sein. Wenn du dich jetzt fragst: Wie soll
das bitteschön gehen?, dann hier meine bisherigen Überlegungen und persönlichen
Vorhaben. Vielleicht ist das auch für den ein oder anderen von euch Inspiration
oder Tipp.
1. Setze Prioritäten. Wenn wir uns nicht
bewusst entschieden hätten, dass dieses Jahr Familiengründung an erster Stelle
steht, wäre vieles sicherlich schwieriger. Mit dem Entschluss, das als „Projekt
2017“ zu betrachten, können wir auch andere Dinge guten Gewissens weiter hinten
einordnen, Zeit- und Geldinvestitionen anders verteilen. So wird es z.B. keinen
Sommerurlaub geben. Finanzen, die dort hineinfließen würden, bleiben übrig für Nachwuchs-Erstausstattung.
Da ab der Geburt Abendaktivitäten wie Kino, Theater und Kneipenbesuche sowieso
erst einmal vorbei sein werden, sparen wir automatisch auch an dieser Ecke.
Auch die Mitgliedschaft im Fitnessstudio haben wir gekündigt. Zur Zeit koste
ich einen BabyBauch Workout aus, der über einen Gutschein meiner Krankenkasse
bezahlt wird; nach der Geburt steht dann der Rückbildungskurs an und danach
werde ich mir zu gegebener Zeit kinderfreundliche Angebote suchen, wenn ich
wieder vermehrt Sport treiben will.
2. Wohne in Chemnitz. Ok, ich weiß, das
ist jetzt nicht so schnell und einfach für jeden machbar. Aber Chemnitz hat
u.a. für Sparfüchse seinen Reiz, denn die Mietkosten sind vergleichsweise echt
niedrig. Für unsere 2-Raum-Wohnung mit knapp 60 qm zahlen wir so viel wie ein
Student in Freiburg für sein WG-Zimmer. Und auch wenn Chemnitz für dich keine
Option ist, hast du sicherlich die Wahl zwischen verschiedenen Stadtteilen, die
auch in der Miethöhe variieren. Oft lohnt es sich auch, raus aus der Stadt in
ein ländlicheres Gebiet zu ziehen, um Mietkosten zu sparen.
3. Schlag dir die
Wohnungsvergrößerungsgedanken aus dem Kopf. Falls du aufgrund des
vorhergehenden Tipps deine Wohnsituation überdenken solltest und innerlich
schon anfängst, das Kinderzimmer einzurichten, sei dir auch gleich gesagt, dass
es beim ersten Kind auch eine 2-Raum-Wohnung tut. Weniger Quadratmeter -
weniger Miete. Wozu braucht dein Baby ein eigenes Zimmer? Kinder suchen ganz
natürlich den Kontakt zu den Eltern, so dass sie dort spielen werden, wo du
sein wirst. Und Schlafen im selben Raum mit dem Kind hat die ersten Jahre auch
seine Vorteile. So dringend musst du deine vier Wände also nicht vergrößern.
Ein Kinderzimmer brauchst du am Anfang also nicht.
Da für die eine oder andere Anschaffung neuer Stauraum dennoch sinnvoll ist, sei hier eine Altbauwohnung empfohlen. Diese bietet aufgrund der Deckenhöhe Platz nach oben. Wenn man hier und dort ein Brett einzieht, schafft man sich leicht neue ungeahnte Weiten. Wir haben das zumindest genutzt!
Da für die eine oder andere Anschaffung neuer Stauraum dennoch sinnvoll ist, sei hier eine Altbauwohnung empfohlen. Diese bietet aufgrund der Deckenhöhe Platz nach oben. Wenn man hier und dort ein Brett einzieht, schafft man sich leicht neue ungeahnte Weiten. Wir haben das zumindest genutzt!
4. Lass dich von der Babyindustrie nicht
verführen. Es gibt massig „tolle“ Produkte für dein Kind, die eigentlich
nicht notwendig sind. Hier kannst du also sparen, wenn du dir die Zeit nimmst
zum Überlegen und Recherchieren, was wirklich notwendig ist und was eigentlich
nur Luxus und nettes Accessoire. Hier mal zwei - scheinbar kaum hinterfragbare
- Dinge, gegen die wir uns u.a. entschieden haben:
a. Du brauchst keinen Wickeltisch. – hat
mir eine Freundin gesagt. Sie wickelt ihr Kind einfach im Bad auf der
Waschmaschine. Nicht einmal eine dieser genialen Wickelauflagen, die es für
Waschmaschinen, Kommoden, Badewannen etc. gibt, hat sie sich besorgt. Die pure
Waschmaschine genügt. Warum auch nicht? Leider steht unsere Waschmaschine in
der Küche, so dass das Ganze aus Gründen, die ich wohl nicht ausführen brauche,
nicht ganz so appetitlich ist. Trotzdem finden wir den
Funktioniere-einen-Alltagsgegenstand-in-eine-Wickelkommode-um-Ansatz sehr
nachahmenswert und haben uns deshalb dafür entschieden auf eine einfache
IKEA-Kommode, die sowieso der erste Kleiderschrank für das Kind werden soll,
einen Wickelaufsatz oder vielleicht sogar nur eine Wickelmulde zu legen.
b. Kannst du auch ohne Kinderwagen leben?
Diese Frage habe ich mir gestellt. Und wenn man hier zu einem Ja gelangt, dann
spart man eine Menge Geld – und nebenbei auch Platz. Ich habe zusammen mit
meinem Mann auf diese Frage ein Ja gefunden. Schon lange Zeit liebäugle ich mit dem Tragen des
Kindes im Tragetuch oder einem Tragesystem. Nach ein bisschen Recherche im
Internet haben mich u.a. die bindungsfördernde Wirkung sowie die vielfältigen
gesundheitlichen Vorteile für das Kind überzeugt. Außerdem habe ich die Hände
frei, muss beim Bus- und Bahnfahren nicht um Platz kämpfen und kann problemlos
Stufen bewältigen. Und ist man mal mit dem Auto unterwegs, füllt der Kinderwagen
nicht schon allein den ganzen Kofferraum aus.
Ich weiß, dass es auch gute Argumente für einen Kinderwagen gibt (vor allem, wenn man noch ein zweites Kind rumspringen hat), und dass man Tragen und Schieben gut kombinieren kann. Das kommt ja auch immer ein bisschen auf die Gesamtsituation an. Wir haben uns aber vorerst entschieden ganz auf einen Kinderwagen zu verzichten, sehen es als Versuch an und sind natürlich offen, später einen nachzukaufen, falls wir uns das alles einfacher gedacht haben, als es am Ende wirklich ist.
Ich weiß, dass es auch gute Argumente für einen Kinderwagen gibt (vor allem, wenn man noch ein zweites Kind rumspringen hat), und dass man Tragen und Schieben gut kombinieren kann. Das kommt ja auch immer ein bisschen auf die Gesamtsituation an. Wir haben uns aber vorerst entschieden ganz auf einen Kinderwagen zu verzichten, sehen es als Versuch an und sind natürlich offen, später einen nachzukaufen, falls wir uns das alles einfacher gedacht haben, als es am Ende wirklich ist.
5. Kaufe Second Hand. Ein Kind braucht
nicht viel in den ersten Lebensjahren. Und die meisten Dinge von den wenigen,
die man wirklich besorgen muss, gibt es auch gebraucht. Da sind zum einen die
Klamotten, aus denen es eh alle paar Monate wieder herauswächst. Ebay
Kleinanzeigen, Mamikreisel sowie der Second Hand Laden um die Ecke sind in letzter Zeit meine liebsten „Ausflugsziele“
geworden. Wie gern stöbere ich dort nach
schönen Schnäppchen und bin immer wieder erstaunt, welch toll erhaltene,
hochwertige, neu wirkende Teile ich für kleines Geld ergattere. Auch Babybett,
Matratze und Tragetuch habe ich bisher über diese Plattformen erworben.
6. Netzwerke. Vielleicht hast du auch
Freunde, Geschwister, Kollegen, die bereits Kinder haben und ihre
Babyausstattung loswerden wollen. Ich bekam z.B. von einer Freundin zu Beginn
meiner Schwangerschaft eine große Tüte voll mit Umstandsmode für lau. Die
wirklich gut erhaltene Babyschale fürs Auto bekam ich wiederum von einer Freundin der Freundin für nicht
nennenswerte 10 Euro. Kontakte nutzen und vielleicht auch ausbauen ist also
richtig wertvoll!
7. Denke langfristig, z.B. bei Umstandsmode.
Jetzt habe ich also den besagten Batzen an Umstandsmode in meinen
Kleiderschrank sortiert. Dafür habe ich andere Kleidungsstücke, die ich
definitiv die 9 Monate nicht tragen werde oder tragen kann,
aussortiert und anderweitig verstaut. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass
ich bisher (und ich bin bereits im 7. Monat) nur die Umstandshosen angerührt habe.
Die waren wirklich ab dem 3. Monat notwendig. Oberteile allerdings nutze ich
noch immer die, die ich sowieso schon hatte. Nicht alles ist super eng, was ich
vor meiner Schwangerschaft getragen habe. Vieles passt also immer noch. Und
wenn man sich doch was Neues gönnt, warum nicht gleich ein Nicht-Umstandsteil,
das man schwanger gut tragen kann, aber ebenso gut auch noch im
nicht-schwangeren Modus? So hab ich das zumindest gehandhabt und direkt an
Langfristigkeit gedacht. Das einzige Schwangerschaftsteil, in das ich bisher
investiert habe ist eine Jacke. Da man als Winter-Schwangere leider nicht ohne
Jacke auskommt, meine taillierte Winterjacke aber von Anfang an versprach, mich
mit Sicherheit nicht bis zum Ende begleiten zu können, entschied ich mich vorausblickend für eine
3-in-1-Jacke. Die bringt zwei Erweiterungen mit: einen Schwangerschaftseinsaz
sowie einen Trageeinsatz. Auch wenn das erstmal ein bisschen mehr gekostet hat,
hoffe ich, war‘s das dann aber auch mit Jackenkauf für die nächsten Jahre.
8. Stille dein Kind. Mindestens das erste
halbe Jahr kannst du auf Ausgaben für Babynahrung komplett verzichten, denn die
beste Nahrungsquelle bringst du als Mutter mit: deine Brust und damit die
mobile Milchbar. Ja, ich weiß, auch hier ist es nicht selbstverständlich, dass
das bei jedem gleich und gut klappt. Deshalb suche dir rechtzeitig eine
Stillberaterin. Meine Hebamme bringt diese Kompetenz direkt mit. Und ich habe
Freunde, für die war Stillen kein Zuckerschlecken. Da sie es aber so gern wollten,
kämpften sie sich mit einer Stillberaterin durch und sind nun sehr froh,
problemfrei Stillen zu können. Auch das muss nicht immer und bei jedem
erfolgsversprechend sein, aber es steigert die Chancen ungemein und ich finde,
es ist den Versuch auf jeden Fall wert!
9.
Investiere
in Stoffwindeln. Vor ein bis zwei Jahren bin ich auf das Konzept
„Stoffwindeln“ gestoßen und war völlig begeistert. Ja, klar, das ist jetzt
nichts komplett Neues. Selbst ich wurde in DDR-Zeiten noch ausschließlich mit
Mullwindeln gewickelt. Mittlerweile gibt es aber einige Stoffwindelsysteme auf
dem Markt, die das simple Mullwindel-System an Funktionalität und Ästhetik
übersteigen. Vor allem folgende zwei Fakten haben mich überzeugt: 1) Nach einer
anfänglich hohen Einmalinvestition für die Anschaffung, sind Stoffwindeln auf
lange Sicht deutlich preisgünstiger im Vergleich zu Wegwerfwindeln, besonders
auch dann, wenn noch weitere Kinder geplant sind. Und falls man sie nicht mehr brauchen
sollte, haben sie immer noch einen hohen Wiederverkaufswert (siehe Punkt 5). 2)
Auch leistet man einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, indem man in der
kompletten Wickelzeit eines Kindes ca. eine Tonne Müll vermeidet. (Wisst ihr
welch enormen Anteil allein Windeln am weltweiten Müll ausmachen? Hier eine
kleine Doku-Empfehlung zu diesem Thema: „Couchorama – Wickeln,
windeln, wegwerfen.“) Und nebenbei sehen sie natürlich auch total toll aus.
10.
Nutze
Bodyerweiterungen. Besonders in den ersten Monaten wächst das Kind so
schnell aus seinen Klamotten, dass man wohl immer mal wieder enttäuscht sein
wird, dass es ausgerechnet diesen tollen Body von Tante Erna nur ein- oder zweimal
an hatte bis er schon zu klein war. Um das zu vermeiden, gibt es da eine tolle
Erfindung namens Bodyerweiterung. Ziemlich zufällig bin ich im Internet darüber
gestolpert und war begeistert. Wenn der Body scheinbar nicht mehr zu schließen
geht, weil das Kind zu groß geworden ist (oder auch weil der Windelpopo durch Stoffwindeln ziemlich dick ist), klippst man
einfach ein Stück Stoff mit Druckknöpfen dazwischen und – tada – die Kleidung
lässt sich noch ein wenig länger tragen.
11. Vertraue. – darauf dass es da Einen
gibt, der dich versorgt. Wir tun das und sind gewiss, dass wir es nicht bereuen
werden Zeit über Geld zu stellen. Unser Part ist es, verantwortungsvoll mit
dem umzugehen, was uns gegeben ist. Da
sind wir dran, wie die Tipps zeigen. Aber wir wissen auch aus Erfahrung, dass
wir überrascht werden von der Gnade Gottes und Er dort Sorge trägt, wo uns die
Hände gebunden sind oder wir den Blick verlieren. Mit dieser Gewissheit blicken
wir freudig in die Zukunft und sind ganz gespannt auf all die Veränderungen,
die uns bald erwarten werden!
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