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26. April 2017

Kinderkriegen ist teuer!? oder: 10 + 1 Tipps gegen diese These



„War das geplant?“ Ein Satz, der in letzter Zeit häufiger fiel.

Januar 2016. Mein Bauch wächst. So langsam macht die frohe Kunde, dass wir Eltern werden die Runde. Da schießt es einigen in den Kopf: Aber wollte ihr Mann dieses Jahr nicht wieder ins Studium einsteigen? Ganz genau, das wollte er und will er noch immer. Wir wollen es. War die Schwangerschaft denn dann geplant? Und auch hierauf ein klares Ja von uns beiden. Ja, wir wollen ein Kind und das gern parallel zum Studium.

An diesem Punkt ist das Gespräch meist beendet. Die Gedankengänge des Gegenübers aber zu erahnen: Wie wollen die sich das leisten? Kinder kosten Geld. Ob die sich das gut überlegt haben?

Ganz im Gegensatz zur Mehrheit der Deutschen, die laut Umfrage von vor ein paar Jahren Kinderkriegen viel zu teuer findet, war für uns unsre finanzielle Situation nie ein Kriterium für oder gegen das Kinderkriegen. Familie hat einen hohen Stellenwert sowohl für meinen Mann als auch mich. Karriere und gutes Geld verdienen reihen sich erst irgendwo danach ein. Außerdem haben wir beide in unseren Herkunftsfamilien erlebt, dass es auch mit Weniger gut geht. So entstand kurz nach unserer Hochzeit 2015 der Wunsch (nach einer bewussten ehelichen  Phase nur in Zweisamkeit) mit dem Kinderkriegen doch am besten genau dann loszulegen, wenn mein Mann zurück ins Studium geht für seinen Masterabschluss. Denn auch wenn ein Student in der Regel weniger Geld hat als ein Verdiener, was hat er meistens mehr? - Zeit! Beziehungsweise die Möglichkeit seine Zeit flexibel und individuell einzuteilen. Und das ist uns für die Anfangsphase des Familiendaseins mehr wert als Geld. Da waren wir uns einig. Und so ward der Plan geboren!

Ganz ohne Geld geht es natürlich nicht. Das ist uns bewusst, aber viel Geld muss es nun auch nicht sein. Wenn du dich jetzt fragst: Wie soll das bitteschön gehen?, dann hier meine bisherigen Überlegungen und persönlichen Vorhaben. Vielleicht ist das auch für den ein oder anderen von euch Inspiration oder Tipp.

1.       Setze Prioritäten. Wenn wir uns nicht bewusst entschieden hätten, dass dieses Jahr Familiengründung an erster Stelle steht, wäre vieles sicherlich schwieriger. Mit dem Entschluss, das als „Projekt 2017“ zu betrachten, können wir auch andere Dinge guten Gewissens weiter hinten einordnen, Zeit- und Geldinvestitionen anders verteilen. So wird es z.B. keinen Sommerurlaub geben. Finanzen, die dort hineinfließen würden, bleiben übrig für Nachwuchs-Erstausstattung. Da ab der Geburt Abendaktivitäten wie Kino, Theater und Kneipenbesuche sowieso erst einmal vorbei sein werden, sparen wir automatisch auch an dieser Ecke. Auch die Mitgliedschaft im Fitnessstudio haben wir gekündigt. Zur Zeit koste ich einen BabyBauch Workout aus, der über einen Gutschein meiner Krankenkasse bezahlt wird; nach der Geburt steht dann der Rückbildungskurs an und danach werde ich mir zu gegebener Zeit kinderfreundliche Angebote suchen, wenn ich wieder vermehrt Sport treiben will.

2.       Wohne in Chemnitz. Ok, ich weiß, das ist jetzt nicht so schnell und einfach für jeden machbar. Aber Chemnitz hat u.a. für Sparfüchse seinen Reiz, denn die Mietkosten sind vergleichsweise echt niedrig. Für unsere 2-Raum-Wohnung mit knapp 60 qm zahlen wir so viel wie ein Student in Freiburg für sein WG-Zimmer. Und auch wenn Chemnitz für dich keine Option ist, hast du sicherlich die Wahl zwischen verschiedenen Stadtteilen, die auch in der Miethöhe variieren. Oft lohnt es sich auch, raus aus der Stadt in ein ländlicheres Gebiet zu ziehen, um Mietkosten zu sparen.

3.       Schlag dir die Wohnungsvergrößerungsgedanken aus dem Kopf. Falls du aufgrund des vorhergehenden Tipps deine Wohnsituation überdenken solltest und innerlich schon anfängst, das Kinderzimmer einzurichten, sei dir auch gleich gesagt, dass es beim ersten Kind auch eine 2-Raum-Wohnung tut. Weniger Quadratmeter - weniger Miete. Wozu braucht dein Baby ein eigenes Zimmer? Kinder suchen ganz natürlich den Kontakt zu den Eltern, so dass sie dort spielen werden, wo du sein wirst. Und Schlafen im selben Raum mit dem Kind hat die ersten Jahre auch seine Vorteile. So dringend musst du deine vier Wände also nicht vergrößern. Ein Kinderzimmer brauchst du am Anfang also nicht.
Da für die eine oder andere Anschaffung neuer Stauraum dennoch sinnvoll ist, sei hier eine Altbauwohnung empfohlen. Diese bietet aufgrund der Deckenhöhe Platz nach oben. Wenn man hier und dort ein Brett einzieht, schafft man sich leicht neue ungeahnte Weiten. Wir haben das zumindest genutzt!

4.       Lass dich von der Babyindustrie nicht verführen. Es gibt massig „tolle“ Produkte für dein Kind, die eigentlich nicht notwendig sind. Hier kannst du also sparen, wenn du dir die Zeit nimmst zum Überlegen und Recherchieren, was wirklich notwendig ist und was eigentlich nur Luxus und nettes Accessoire. Hier mal zwei - scheinbar kaum hinterfragbare - Dinge, gegen die wir uns u.a. entschieden haben:

a.       Du brauchst keinen Wickeltisch. – hat mir eine Freundin gesagt. Sie wickelt ihr Kind einfach im Bad auf der Waschmaschine. Nicht einmal eine dieser genialen Wickelauflagen, die es für Waschmaschinen, Kommoden, Badewannen etc. gibt, hat sie sich besorgt. Die pure Waschmaschine genügt. Warum auch nicht? Leider steht unsere Waschmaschine in der Küche, so dass das Ganze aus Gründen, die ich wohl nicht ausführen brauche, nicht ganz so appetitlich ist. Trotzdem finden wir den Funktioniere-einen-Alltagsgegenstand-in-eine-Wickelkommode-um-Ansatz sehr nachahmenswert und haben uns deshalb dafür entschieden auf eine einfache IKEA-Kommode, die sowieso der erste Kleiderschrank für das Kind werden soll, einen Wickelaufsatz oder vielleicht sogar nur eine Wickelmulde zu legen.

b.      Kannst du auch ohne Kinderwagen leben? Diese Frage habe ich mir gestellt. Und wenn man hier zu einem Ja gelangt, dann spart man eine Menge Geld – und nebenbei auch Platz. Ich habe zusammen mit meinem Mann auf diese Frage ein Ja gefunden. Schon  lange Zeit liebäugle ich mit dem Tragen des Kindes im Tragetuch oder einem Tragesystem. Nach ein bisschen Recherche im Internet haben mich u.a. die bindungsfördernde Wirkung sowie die vielfältigen gesundheitlichen Vorteile für das Kind überzeugt. Außerdem habe ich die Hände frei, muss beim Bus- und Bahnfahren nicht um Platz kämpfen und kann problemlos Stufen bewältigen. Und ist man mal mit dem Auto unterwegs, füllt der Kinderwagen nicht schon allein den ganzen Kofferraum aus.
Ich weiß, dass es auch gute Argumente für einen Kinderwagen gibt (vor allem, wenn man noch ein zweites Kind rumspringen hat), und dass man Tragen und Schieben gut kombinieren kann. Das kommt ja auch immer ein bisschen auf die Gesamtsituation an. Wir haben uns aber vorerst entschieden ganz auf einen Kinderwagen zu verzichten, sehen es als Versuch an und sind natürlich offen, später einen nachzukaufen, falls wir uns das alles einfacher gedacht haben, als es am Ende wirklich ist.

5.       Kaufe Second Hand. Ein Kind braucht nicht viel in den ersten Lebensjahren. Und die meisten Dinge von den wenigen, die man wirklich besorgen muss, gibt es auch gebraucht. Da sind zum einen die Klamotten, aus denen es eh alle paar Monate wieder herauswächst. Ebay Kleinanzeigen, Mamikreisel sowie der Second Hand Laden um  die Ecke sind in letzter Zeit meine liebsten „Ausflugsziele“  geworden. Wie gern stöbere ich dort nach schönen Schnäppchen und bin immer wieder erstaunt, welch toll erhaltene, hochwertige, neu wirkende Teile ich für kleines Geld ergattere. Auch Babybett, Matratze und Tragetuch habe ich bisher über diese Plattformen erworben.

6.       Netzwerke. Vielleicht hast du auch Freunde, Geschwister, Kollegen, die bereits Kinder haben und ihre Babyausstattung loswerden wollen. Ich bekam z.B. von einer Freundin zu Beginn meiner Schwangerschaft eine große Tüte voll mit Umstandsmode für lau. Die wirklich gut erhaltene Babyschale fürs Auto bekam ich wiederum  von einer Freundin der Freundin für nicht nennenswerte 10 Euro. Kontakte nutzen und vielleicht auch ausbauen ist also richtig wertvoll!

7.       Denke langfristig, z.B. bei Umstandsmode. Jetzt habe ich also den besagten Batzen an Umstandsmode in meinen Kleiderschrank sortiert. Dafür habe ich andere Kleidungsstücke, die ich definitiv die 9 Monate nicht tragen werde oder tragen kann, aussortiert und anderweitig verstaut. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass ich bisher (und ich bin bereits im 7. Monat) nur die Umstandshosen angerührt habe. Die waren wirklich ab dem 3. Monat notwendig. Oberteile allerdings nutze ich noch immer die, die ich sowieso schon hatte. Nicht alles ist super eng, was ich vor meiner Schwangerschaft getragen habe. Vieles passt also immer noch. Und wenn man sich doch was Neues gönnt, warum nicht gleich ein Nicht-Umstandsteil, das man schwanger gut tragen kann, aber ebenso gut auch noch im nicht-schwangeren Modus? So hab ich das zumindest gehandhabt und direkt an Langfristigkeit gedacht. Das einzige Schwangerschaftsteil, in das ich bisher investiert habe ist eine Jacke. Da man als Winter-Schwangere leider nicht ohne Jacke auskommt, meine taillierte Winterjacke aber von Anfang an versprach, mich mit Sicherheit nicht bis zum Ende begleiten zu können,  entschied ich mich vorausblickend für eine 3-in-1-Jacke. Die bringt zwei Erweiterungen mit: einen Schwangerschaftseinsaz sowie einen Trageeinsatz. Auch wenn das erstmal ein bisschen mehr gekostet hat, hoffe ich, war‘s das dann aber auch mit Jackenkauf für die nächsten Jahre.

8.       Stille dein Kind. Mindestens das erste halbe Jahr kannst du auf Ausgaben für Babynahrung komplett verzichten, denn die beste Nahrungsquelle bringst du als Mutter mit: deine Brust und damit die mobile Milchbar. Ja, ich weiß, auch hier ist es nicht selbstverständlich, dass das bei jedem gleich und gut klappt. Deshalb suche dir rechtzeitig eine Stillberaterin. Meine Hebamme bringt diese Kompetenz direkt mit. Und ich habe Freunde, für die war Stillen kein Zuckerschlecken. Da sie es aber so gern wollten, kämpften sie sich mit einer Stillberaterin durch und sind nun sehr froh, problemfrei Stillen zu können. Auch das muss nicht immer und bei jedem erfolgsversprechend sein, aber es steigert die Chancen ungemein und ich finde, es ist den Versuch auf jeden Fall wert!

9.       Investiere in Stoffwindeln. Vor ein bis zwei Jahren bin ich auf das Konzept „Stoffwindeln“ gestoßen und war völlig begeistert. Ja, klar, das ist jetzt nichts komplett Neues. Selbst ich wurde in DDR-Zeiten noch ausschließlich mit Mullwindeln gewickelt. Mittlerweile gibt es aber einige Stoffwindelsysteme auf dem Markt, die das simple Mullwindel-System an Funktionalität und Ästhetik übersteigen. Vor allem folgende zwei Fakten haben mich überzeugt: 1) Nach einer anfänglich hohen Einmalinvestition für die Anschaffung, sind Stoffwindeln auf lange Sicht deutlich preisgünstiger im Vergleich zu Wegwerfwindeln, besonders auch dann, wenn noch weitere Kinder geplant sind. Und falls man sie nicht mehr brauchen sollte, haben sie immer noch einen hohen Wiederverkaufswert (siehe Punkt 5). 2) Auch leistet man einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, indem man in der kompletten Wickelzeit eines Kindes ca. eine Tonne Müll vermeidet. (Wisst ihr welch enormen Anteil allein Windeln am weltweiten Müll ausmachen? Hier eine kleine Doku-Empfehlung zu diesem Thema: „Couchorama – Wickeln, windeln, wegwerfen.“) Und nebenbei sehen sie natürlich auch total toll aus.

10.   Nutze Bodyerweiterungen. Besonders in den ersten Monaten wächst das Kind so schnell aus seinen Klamotten, dass man wohl immer mal wieder enttäuscht sein wird, dass es ausgerechnet diesen tollen Body von Tante Erna nur ein- oder zweimal an hatte bis er schon zu klein war. Um das zu vermeiden, gibt es da eine tolle Erfindung namens Bodyerweiterung. Ziemlich zufällig bin ich im Internet darüber gestolpert und war begeistert. Wenn der Body scheinbar nicht mehr zu schließen geht, weil das Kind zu groß geworden ist (oder auch weil der Windelpopo durch  Stoffwindeln ziemlich dick ist), klippst man einfach ein Stück Stoff mit Druckknöpfen dazwischen und – tada – die Kleidung lässt sich noch ein wenig länger tragen.


11.   Vertraue. – darauf dass es da Einen gibt, der dich versorgt. Wir tun das und sind gewiss, dass wir es nicht bereuen werden Zeit über Geld zu stellen. Unser Part ist es, verantwortungsvoll mit dem  umzugehen, was uns gegeben ist. Da sind wir dran, wie die Tipps zeigen. Aber wir wissen auch aus Erfahrung, dass wir überrascht werden von der Gnade Gottes und Er dort Sorge trägt, wo uns die Hände gebunden sind oder wir den Blick verlieren. Mit dieser Gewissheit blicken wir freudig in die Zukunft und sind ganz gespannt auf all die Veränderungen, die uns bald erwarten werden!

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