Zum Wiedereinstieg ein etwas ironischer Artikel zum Thema Konsum, passend zur Weihnachtsshoppingzeit. Wir versuchen in diesem Jahr, uns nicht von allen Angeboten und Tricks der Verkäufer verführen zu lassen. Weil einfach nicht wirklich viel Geld da ist, wenn man zu viert von einem Einkommen lebt. Auch wenn ich wirklich, wirklich gerne ein bisschen Weihnachtsdeko fürs Fenster gehabt hätte, aber es ist eben gerade nicht drin. Vielleicht hilft es ja auch dem einen oder anderen, seine Antriebsgründe zu überdenken und am Ende des Jahres vielleicht doch noch den einen oder anderen Euro übrig zu haben für das, wofür wir sonst so oft kein Geld mehr haben. Bedürftige zum Beispiel, Freunde in Notsituationen, echte Nettigkeiten oder einfach zum Sparen für schöne Zeiten in der Zukunft und ein bisschen weniger Geldsorgen.
1. Betreibe möglichst viel Online-Shopping (und lass dir vom Shop sagen, was du noch brauchst)
Online-Shopping ist so schön einfach. Abends wenn die Kinder schlafen oder auch zwischendurch lässt sich völlig stressfrei nach Dingen suchen, die ich gerne hätte. Und wenn sie mir nicht gefallen, schicke ich sie einfach wieder zurück. Okay, mittlerweile muss ich selbst die Kosten der Rücksendung tragen, soweit ich weiß, aber die Zeit, die ich sonst in der Stadt verbracht hätte, um von Laden zu Laden zu rennen, das ist das Geld auf jeden Fall wert. Und die Auswahl, riesig! Praktischerweise sagt mir der Onlineshop auch noch, was andere Kunden sich angesehen haben, was die Bestseller aus der Kategorie sind, und was vielleicht auch noch meinem Geschmack entspricht. Er erinnert sich sogar noch daran, wenn ich die Seite bereits wieder verlassen habe und woanders surfe. Stets kann ich in den Werbeanzeigen an mich angepasste Angebote sehen und direkt darauf reagieren. Wenn ich mir also noch ein bisschen Bedenkzeit (wie überflüssig...) gelassen habe, bringt mich spätestens diese Anzeige wieder zurück, damit ich endlich einkaufen kann. Wie schön :-)
2. Für jeden mindestens ein Weihnachtsgeschenk
Weihnachten steht an und damit auch die zu erfüllenden Wünsche der Verwandten und Freunde. Die Vielfalt an Produkten macht es ja auch möglich, jedem einen Wunsch zu erfüllen, den er vielleicht hat! Und wenn nicht, finde ich in der Rubrik "Für die, die schon alles haben" auch noch etwas Unnützes, was der Person zeigt, dass ich an sie gedacht habe. Nein, ich schenke nicht aus Zwang! Nein, aus Liebe. Okay, vielleicht ein bisschen, weil ich glaube, jeder hätte einen Anspruch auf ein Geschenk. Ist ja schließlich Tradition. Also, mal nachrechnen: Zwei Kinder, Ehemann, Eltern, Schwiegereltern, Großeltern, Geschwister, alle, die wir um Weihnachten herum sehen, dann noch die Kinder, die um Weihnachten herum Geburtstag haben, vielleicht noch die eine oder andere Freundin... Mindestens 20 Geschenke also, und die Kinder bekommen jeweils natürlich mehr als ein Geschenk, ist ja klar. Was sollen sie denn denken, wenn die anderen Kinder um sie herum mehr bekommen? Dass ich sie weniger lieb habe? Soweit soll es erstmal kommen!
3. Erfülle dir selbst auch einen Wunsch, oder zwei, oder drei...
Nachdem ich ja nun allen einen Wunsch erfüllt habe, darf ich selbst natürlich nicht zu kurz kommen. Ich hätte gern ein neues Kleid, passende Schuhe, eine Tasche, Make-Up könnte auch mal wieder neues her, und vielleicht noch ein bisschen Schmuck dazu. Mein Parfum ist auch wieder fast leer, das kann ich gleich mitbesorgen. Und wenn ich beim Shoppen noch irgendwas Schönes sehe, greife ich zu, wer weiß, wann ich das nächste Mal dazu komme. Ich gönn mir ja sonst nichts. Ach, in die Buchhandlung gehe ich auch nochmal, natürlich nur zum Stöbern. Vielleicht finde ich ja das Buch, von dem ich bisher nicht wusste, dass ich es brauche, ohne das ich aber bestimmt nie, nie, nie wieder glücklich werden kann. Was mit den Dingen ist, die ich mir bereits vorher gekauft habe? Ach, Schnee von gestern.
4. Gehe täglich einkaufen
Auch gut für die deutsche Wirtschaft ist es, jeden Tag einkaufen zu gehen. Selbst mit Einkaufszettel finde ich bestimmt etwas, auf dass ich heute besonders Lust habe. Ein bisschen Aufschnitt, ein paar Brötchen, vielleicht noch eine Zeitschrift, nehme ich ja sonst auch nicht mit. Und wenn nicht ich etwas Zusätzliches mitnehme, dann bestimmt die Kinder. Spätestens an der Kasse. Ach und wie ist das süß, wenn sie anfangen mitzuhelfen beim Einkaufen. Dann lasse ich sie eben noch etwas kaufen, was sie gerne hätten. Für das Erfolgserlebnis. Und das darf auch täglich sein, ich gehe ja schließlich auch täglich einkaufen.
5. Belohne dich mit Shopping
Nach einer anstrengenden Zeit tut mir ein Shoppingtag so richtig gut. Am besten mit einem ausgiebigen Cafébesuch und richtig vollen großen Tüten mit neuen Klamotten und Krimskrams und Deko, eben allem mit dem ich mich wohler fühle und glücklicher bin. Das Gefühl hält dann auch mindestens ein paar Tage an, bis ich wieder mehr arbeiten muss, das Geld will ja schließlich verdient werden. Nein, Hamsterrad ist was anderes. Außerdem steht ja dann bald der nächste Shoppingtag an, auf den ich mich jetzt schon freue!
6. Kaufe stets billig und mach jeden Trend mit
Wenn ich einkaufen gehe, dann gehe ich stets in die Läden, die die schönsten Sachen für die niedrigsten Preise anbieten. Win-Win sozusagen. Wieso sollte ich auch mehr bezahlen? Es ist ja häufig so, dass die teureren Sachen auch nicht länger halten. Also kann ich auch billig kaufen. Ach, es gibt auch noch gute Qualität? Mir egal, ich trage die Sachen eh nur bis zum nächsten Trend, und wenn ich die gebrauchte Kleidung dann zurückbringe, bekomme ich dafür sogar noch einen Einkaufsgutschein. Wie wundervoll! Ja, ich habe auch von den schlechten Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern gehört, schlimm schlimm. Aber es ist alles so undurchsichtig, und ich als Einzelne kann da sowieso nichts ausrichten. Dann kaufe ich lieber so, dass ich selbst den größten Vorteil draus ziehen kann. Und wenn ich weniger für ein Teil zahle, kann ich mir Teile kaufen :-)
7. Überlege nicht lange
Das habe ich oben schon einmal kurz erwähnt. Das Leben ist so kurz, was will ich da erstmal Zeit verschwenden und lange über einen Einkauf nachdenken? Es ist ja auch zu verlockend, wenn überall so schöne Sachen stehen, die ich eigentlich haben möchte. Wer weiß, wann ich das nächste Mal zum Möbelschweden komme? Und ob es den Schrank oder das Dekoelement noch gibt? Das Programm wechselt so schnell! Ich kaufe lieber direkt und mache mir hinterher Gedanken, wo ich es hinstelle. Zur Not habe ich ja auch noch das Umtauschrecht, davon mache ich aber nie Gebrauch...
8. Zahle niemals bar und setze dir kein monatliches Budget
Wozu gibt es schließlich EC-Karten und Kreditkarten? Ich kann mittlerweile fast überall damit bezahlen, brauche keine Rennerei zum Bankautomaten. Wie, Überblick behalten? Ich sehe doch stets im Nachhinein auf dem Kontoauszug, ob ich mir den Einkauf leisten konnte oder nicht. Zur Not am Monatsende. Dann kann ich immer noch für den nächsten Kauf die Handbremse ziehen, wenn es unbedingt nötig ist. Aber neuer Monat, neues Glück!
9. Vergiss Einkaufszettel und Wochenmenüpläne
Total aufwändig, immer aufschreiben zu müssen, was ich brauche. Wenn mir was einfällt, gehe ich halt täglich einkaufen (s.o.). Wer kann sich denn auch Gedanken machen, was er die nächsten Tage braucht! Dadurch Geldsparen und weniger einkaufen? Weniger wegschmeißen, was wir nicht schaffen zu verbrauchen? Quatsch, glaub ich nicht.
10. Vergleiche dich mit dem, was andere haben und kaufe immer das Neueste
Oh, wie wunderschön die neue Patchwork-Serie ist. Davon brauche ich mindestens eine Jelly Roll. Wenn es die nicht gibt, dann ein Fat-Quarter-Paket. Sind ja nur mindestens 50 Euro. Aber was für schöne Sachen ich daraus vielleicht irgendwann einmal machen kann. Traumhaft! Meine Nachbarin kauft schließlich auch ständig neue Stoffe. Und die andere Freundin hat schon wieder eine so schöne neue Haarfarbe, die muss ich auch mal ausprobieren. Neue Klamotten müssen auch sein, sonst fühle ich mich neben den anderen irgendwann noch wie aus dem letzten Jahrhundert. Wie rückständig! Ach ja, und das neueste Smartphone muss es auch sein, sonst bin ich nicht up-to-date. Das hat ja sogar mein dummer Arbeitskollege, da will ich in nichts zurückstehen. Das alte können dann die Kinder zum Spielen haben... die brauchen übrigens auch neue schöne Kleidchen, sie sollen sich zum Fest ja nicht underdressed fühlen.
11. Wichtigste Regel: Kaufe von allem mehr, als du brauchst!
Die Socken sind im Angebot? Prima, nehme ich gleich ein paar mehr mit, gehen schließlich schnell kaputt oder die Waschmaschine verschluckt sie. Ich kann mich nicht entscheiden, in welcher Farbe ich das Kleid mitnehmen will? Ach, zur Not beide. Ich finde schon noch einen Anlass zum Tragen einer Abendgarderobe. Und die neue Geschirrserie beim Möbelschwerden nehme ich auch gleich mit, die ist soooo schön. Schuhe kann man auch immer gebrauchen, Bücher zum Einstaubenlassen ebenfalls, sehen ja auch schön aus, volle Bücherregale. Über Krimskrams vom Weihnachtsmarkt freut sich auch jeder, und ach, riecht der neue Duschgelduft gut, da lasse ich die fünf anderen erstmal im Schrank. Wovon ich noch gerne viel kaufe? Deko, Kochbücher, Spielzeug für die Kinder, Süßigkeiten, man weiß ja schließlich nie, ob man es nicht doch braucht.
Oh Janine, ich glaube wirklich, das könnte funktionieren!! ;-)
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