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3. Mai 2017

Von einem Babyquilt und vom Liegen in der Schwangerschaft (ein paar Tipps)


In ein paar Stunden oder Tagen wird, so Gott will, unser drittes Kind zur Welt kommen. Damit geht eine anstrengende Phase zu Ende, denn durch starke Schmerzen konnte ich die letzten 5 Monate nur liegen und sitzen und habe selten die Wohnung verlassen können. Immer wenn ich für längere Zeit stand, habe ich bald danach Unterleibkrämpfe bekommen, die kaum auszuhalten waren. Daher hieß es: schonen, schonen, schonen.

Anfangs ist das ja noch ganz nett. Endlich hat man die Möglichkeit, mal so richtig ohne schlechtes Gewissen auszuspannen, auf der Couch zu liegen, zu lesen, alles zu machen, bei dem man sich sonst faul gefühlt hat. Aber nach einiger Zeit wird das ganz schön langweilig. Alle, mit denen man telefonieren könnte, oder die einen besuchen könnten, arbeiten normalerweise tagsüber, und irgendwann will man einfach auch mal wieder etwas Sinnvolles beitragen. Da ich schon in der ersten Schwangerschaft starke Beschwerden hatte (in der zweiten dafür Gott sei Dank überhaupt keine), wusste ich zumindest schon einmal, wie man es nicht macht. Damals ging es mir psychisch nämlich echt schlecht, und die Fehler wollte ich nicht wiederholen.

Deswegen habe ich euch heute, bevor ich euch den neuen Quilt zeige, ein paar Ratschläge mitgebracht, wenn ihr in einer ähnlichen Situation seid und die Zeit gut hinter euch bringen müsst.


1. Fernseher aus (es gibt gesündere Alternativen!)


In der besagten ersten Schwangerschaft habe ich den Fehler gemacht, die ganze Zeit fernzusehen. Mittlerweile haben wir keinen Fernseher mehr, aber ich könnte ja auf die Idee kommen, mir eine andere Möglichkeit zu suchen, Serien und dergleichen zu schauen. Doch damals ging es mir damit überhaupt nicht gut. Die Emotionen der Darsteller zogen mich runter, oder ich klickte mich nur von schlechtem Programm zu noch schlechterem Programm rum. Am Ende hatte ich richtig schlechte Laune, brennende Augen, mich stundenlang mit Sinnlosem gefüttert und war deprimiert.

Daher habe ich mir das dieses Mal komplett untersagt, und es hat mir so gut getan. Nein, ich habe mich nicht jedes Mal motivieren können, Bibel zu lesen. Aber ich habe auch Bibel gelesen, die eine oder andere Predigt gehört, einen guten Worship-Radiosender gefunden, der mich immer wieder an Gottes Liebe erinnert, und richtig gute Bücher gelesen über Kindererziehung, Ehe und Glaubensleben. Ich habe versucht, mich mit dem zu füttern, was mir wirklich gut tut und meine Seele nährt. Und wenn ich mich überhaupt nicht konzentrieren konnte, gab es immer noch die Hörspiele meiner Kinder, die mir mit Mini-Impulsen die Richtung zeigten. Welche Bücher ich gelesen habe, erfahrt ihr bald.

2. Pinterest und Internetsurfen einschränken


Wie Juli in ihrem Artikel so schön geschrieben hat, kann es ganz schön frustrieren, sich den ganzen Tag nur Dinge anzusehen, die andere gemacht haben, ihre schönen, sauberen Wohnungen, perfekten Fotos, leckeren Gerichte und dergleichen. Noch deprimierender ist es, wenn man gleichzeitig zusehen muss, wie die eigene Wohnung immer dreckiger wird, die Deko nicht zur Jahreszeit passt und selbst Butterbrot schmieren mit zu viel Stehzeit verbunden ist. Seit Längerem versuche ich, Pinterest nur noch als Inspirationsquelle zu nutzen, und zwar gezielt, und nicht nur durchzuklicken und zu scrollen, bis ich der Überzeugung bin, mein Leben sei langweilig und ich könne nichts Gutes zustande bringen. Auch Internetsurfen und virtuelles Schaufenstershoppen hätte den gleichen Effekt, denn wie unglücklich werde ich, wenn ich erstmal sehe, was ich alles nicht habe oder nicht tun kann, aber gerne hätte oder täte. Nein, keine gute Idee, würde da meine kleine Tochter sagen. Lieber versuche ich, den Blick auf das zu lenken, was ich habe und tun kann, und dafür dankbar zu sein. Für die Blumen, die mir liebe Freundinnen schenken, für das leckere Essen, das mir eine gute Freundin oder meine Mama vorbeigebracht hat, für das Brot, das mein Mann gebacken hat, für das bisschen Ordnung, das wir trotz der Umstände halten können.

3. Sinnvolle Familienorganisation übernehmen


Nur weil ich mich nicht viel bewegen kann, heißt das nicht, dass ich nichts zum Alltag beitragen kann. Arzttermine koordinieren, lästige Anrufe tätigen, sich einen Wochenplan samt Einkaufszettel zu überlegen, kann sehr viel dazu beitragen, dass der Alltag besser funktioniert. Damit mein Mann beispielsweise die Wäsche besser im Griff haben kann, hat er mich gebeten, unsere Wäschekisten zu beschriften samt Hinweis auf Waschmittel und Trocknerzeit. Das funktioniert seitdem ganz gut. Auch hilft es uns, wenn wir uns verabreden am Nachmittag, auch das konnte ich von der Couch aus übernehmen. Kommunikation spielt an dieser Stelle eine große Rolle, fragt einfach die Person, die euren Ausfall ausgleicht, wie ihr sie am besten unterstützen könnt und haltet selbst die Augen für Organisatorisches offen, auch wenn es vielleicht nicht zu euren Lieblingstätigkeiten gehört. Am Ende seid ihr glücklich, geholfen zu haben.

4. Möglichkeiten auskosten


Abgesehen von Organisatorischem gibt es noch eine Menge, die man auch im Sitzen tun kann. Wäsche falten, Bücher vorlesen, beim Zähneputzen helfen, selbst Kartoffeln schälen geht im Sitzen. Es hilft manchmal, einfach ein wenig umzudenken und schon sieht man viel, das man tun kann. Scheut euch nicht, euren Mann zu fragen, ob er euch die Schüssel mit Kartoffeln an den Tisch bringt oder die Wäsche so hinstellt, dass ihr gut dran kommt, und ob er sie danach wegräumt. Lieber einmal um Hilfe bitten, als selbst erledigen, das ist nämlich in dieser Situation echt dumm, denn so könnte ich am Ende nicht mal mehr Erledigungen im Sitzen erledigen, sondern läge mit starken Schmerzen und Körnerkissen im Bett. Auch kleine Kinder können schon etwas angeben, oder ein Buch zum Vorlesen holen, beschränkt euch wirklich auf das, was ihr nur im Sitzen oder Liegen tun könnt und lasst euch beim Rest helfen. Und auch wenn es euch nicht so vorkommt, ihr leistet trotzdem noch einen guten Beitrag zum Familienalltag durch das, was ihr tun könnt.

Und es gab noch etwas, das ich in dieser Zeit ganz viel gemacht habe: Ich habe genäht, genäht, genäht. Dieses Jahr habe ich schon über 40 Teile fertig gestellt. Kleidung für uns, ein paar Taschen, Handyhüllen, was eben so gebraucht wurde oder als UFO (unfertiges Objekt) schon lange in der Schublade lag. Ich versuche ohnehin, den Bedarf an Genähtem familienintern selbst zu decken, aber so viel wie in dieser Zeit habe ich noch nie vorher geschafft. Mann und Kinder sind nicht wenige Stunden täglich außer Haus, und so habe ich mir morgens die Nähmaschine hinstellen lassen und das Bügelbrett auf Sitzhöhe und habe losgelegt. Mittlerweile geht auch das nicht mehr, ich kann einfach noch nicht mal mehr aufstehen, um mir Stoffe und Schnitte zusammenzusuchen. Aber lange Zeit ging das sehr gut und es tat mir sehr gut, etwas Sinnvolles für mich und die Familie zu tun.

5. Hilfe annehmen


Gelernt habe ich es auch dieses Mal, wirklich Hilfe anzunehmen. Und es gab so viele wunderbare Menschen, die uns auf so vielfältige Weise geholfen haben. Man kann eine solche Situation einfach nicht allein stemmen, und allein hieße ja, mein Mann müsste alles machen. "Kann ich euch Essen vorbeibringen? Soll ich Kuchen mitbringen? Kann ich was für euch mit einkaufen? Soll ich euch mal die Kinder abnehmen? Soll ich für euch saugen und die Bäder putzen?" Die Antwort darauf lautet: "JA, vielen, vielen Dank!" und nicht Nein aus unangebrachter Höflichkeit und Zurückhaltung. Denkt einfach daran zurück, wenn ihr selbst einmal helfen könnt und gebt mit ganzem Herzen. Aber jetzt gerade ist es notwendig, Hilfe anzunehmen.

6. Genießen, was gut tut


Ein Bad nehmen, in Ruhe einen Kaffee trinken, die ersten warmen Sonnenstrahlen durchs geöffnete Fenster oder auf dem Balkon aufs Gesicht strahlen lassen, das alles sind kleine Geschenke, die mir Gott auch in dieser Zeit macht und die ich dankbar genieße. Es hilft mir so sehr, positiver auf meinen Tag zu sehen und nicht nur frustriert zu sein, dass ich nicht rausgehen und am Leben teilhaben kann. Das hier ist gerade mein Leben, ich lebe ja nicht erst wieder, wenn ich wieder spazieren gehen kann. Und auch jetzt bin ich reich beschenkt. Sehen kann ich das, wenn ich meinen Fokus lenke und aufmerksam für die schönen Kleinigkeiten bin.

7. Kein Frustessen betreiben und nicht hängen lassen


Anfangs hatte ich ein wenig Angst, zu viel zuzunehmen durch die wenige Bewegung und meinen Körper dadurch noch mehr zu belasten als schon durch die ständige Starre. Wir haben ohnehin kaum fertige Süßigkeiten zu Hause, sodass ich nicht ständig etwas essen konnte. Wenn ich zwischendurch Hunger hatte, aß ich Obst oder Gemüse, Nüsse, und achtete darauf, zu den Mahlzeiten etwas zu machen, worüber ich mich wirklich freute. Ein Brot mit leckerer Marmelade, dazu eine Kiwi und ein gekochtes Ei, manchmal ein Glas Saft oder einen leckeren Tee. Erst wenn ich das Gefühl habe, es ist nichts Gutes da, bin ich frustriert und schleiche auf der Suche nach Essbarem durch die Wohnung.

Genauso wie beim Essen, dass mir Freude bereiten soll und ich nicht aus Frust tun will, tut es mir gut, wenn ich die Körperpflege nicht ganz schleifen lasse. Zwischenzeitlich bereitete mir das Anziehen so viele Probleme, dass ich selbst nachmittags noch im Schlafanzug herumlief, was ich aber sonst überhaupt nicht gerne mache. Soweit es geht dusche ich regelmäßig, föhne mir die Haare ordentlich, putze die Zähne regelmäßig und bringe mir selbst etwas Achtung entgegen. Auch meinem Mann hilft es, wenn ich mich nicht ganz hängen lasse.

8. Schlechte Tage akzeptieren und nach vorne schauen


Es gibt sie, die Tage an denen ich heulen könnte und mich frage, wann der Kleine denn nun endlich kommt und ich endlich mein altes Leben wiederhabe. Wie ich das noch schaffen soll bis dahin durchzuhalten. Wenn die Schmerzen mal wieder sehr stark sind oder ich nur noch Liegen und nichts tun kann. Dann versuche ich, diese Emotionen zuzulassen und zu Gott zu bringen. Er hilft mir, meinen Fokus wieder nach vorne zu richten, wieder "aufzustehen" und meinen Blick zu lenken auf das, was ich an Schönem in meinem Leben auch jetzt gerade habe. Er richtet mich wieder auf, jedes Mal. Manchmal auch durch meinen extrem geduldigen Ehemann, der mich tröstet und mir immer wieder das Gefühl gibt, dass es nicht schlimm ist, dass ich gerade so wenig tun kann. Dass ich dadurch nicht weniger wert bin. Das habe ich in dieser Zeit wirklich gelernt, dass mein Wert nicht davon abhängig ist, ob ich etwas leisten kann. Dass ich geliebt bin, weil ich da bin. Für diese Lektion bin ich sehr dankbar. Gott gebraucht eben alles zu unserem besten...

Habt ihr Erfahrungen mit Liegen in der Schwangerschaft? Was hat euch über diese Zeit hinweg geholfen, womit ging es euch nicht gut?



So, und jetzt am Schluss noch ein Projekt, das mich sehr glücklich gemacht hat. Es ist eine Quiltdecke für eine Freundin. Ihr Sohn liegt zwar mittlerweile nicht mehr nur rum, aber Decken sind ja vielfältig einsetzbar, irgendwann von den Kindern selbst. Es ist mein erster richtiger Quilt, ich habe mich lange nicht an so etwas rangetraut, aber mittlerweile habe ich sogar meinen zweiten fertig, für unseren Kleinen. Den zeige ich euch auch bei Gelegenheit. Es hat Spaß gemacht, ich habe mich der Herausforderung gestellt, die Lagen zusammenzuheften und zu quilten und sogar das Binding von Hand abzuschließen.








2 Kommentare:

  1. Liebe Janine, also ehrlich gesagt, inspirieren mich deine Tipps gerade auch, obwohl ich nicht liegen muss! ;-) Ich hab mir letztens auch mal wieder neu überlegt, was mir wichtig ist, was mir gut tut... und deine Tipps passen da ganz gut dazu. Danke! :-)

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    1. Sehr gerne :-) Es freut mich sehr, dass der Text auch für Nicht-an-die-Wohnung-Gebundene hilfreich ist! Ganz liebe Grüße

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